Willkommen im Dschungel – Chitwan Nationalpark
Zu Beginn unserer Nepalreise wollten wir die Zeit hauptsächlich in Kathmandu und bei unserem Workaway Projekt im Kathmandu Valley verbringen, doch auch hier kam es anders als geplant. Inspiriert von den „Very Hungry Nomads“ (zwei mutige Frauen die jedes Land dieser Welt bereisen) wurde unsere Interesse für den Chitwan Nationalpark geweckt.
Der Chitwan Nationalpark liegt ca. 160 Kilometer von Kathmandu entfernt und wie wir bereits am ersten Tag in Nepal gelernt haben, bedeutete dies mehrere Stunden auf der Straße zu verbringen, um unser Ziel zu erreichen.
Auf dem Weg zum Chitwan Nationalpark
So fanden wir uns um 5.00 Uhr morgens in einem „Touristen Bus“ wieder, der uns nach Sauraha bringen sollte. Ca. 11 Stunden später kamen wir dann endlich an und trotz Erschöpfung und Müdigkeit von der langen Fahrt, weckte der erste Eindruck, Vorfreude auf den kommenden Tag.
Von der Bushaltestelle waren es nur 15 Minuten zu Fuß zu unserem Hostel. Die Evergreen Lodge ist ein Eco-Hostel, dass sich auf umweltfreundlichen Tourismus spezialisiert hat und gehört zu den schönsten Unterkünften, die wir auf unserer Reise hatten.Im Hostel gab es leckeres Essen und unsere Bambushütte mit Hängematte auf der Veranda ließ die lange Anfahrt schnell vergessen.
Hier wurden auch Touren organisiert und wir wurden noch am selben Abend über mögliche Optionen informiert. Wir verstanden schnell, dass das Hostel und die gesamte Region viel Wert auf Eco-Tourismus liegt, somit entschieden wir uns auch für eine Walking-Safari, die die Tiere weniger stört (im Vergleich zu den Jeeps) und den ganzen Tag andauern würde.
Chitwan Nationalpark
Der Park liegt im Terai Tiefland im Süden von Nepal und wurde im Jahr 1973 unter dem Namen Royal Chitwan Nationalpark gegründet, nachdem das Gebiet Großwildjäger zum Opfer gefallen war. Seine Fläche erstreckt sich auf 932km² und zählt seit 1984 zum UNESCO-Welterbe.
Momentan findet man hier 700 verschiedene Tierarten, zu denen die indischen Panzernashörner, Bengaltiger, Lippenbären, Sumpfkrokodile und Ghariale, Elefantenbullen, Rhesusaffen und über 500 Vogelarten, zählen. Der größte Teil des Waldes besteht aus Salbäumen und ca. 20 % des Parks ist mit Gras bedeckt, dem Elefantengras. Außerdem findet man im Chitwan Nationalpark auch Kapok, der Baum mit der seidenen Baumwolle.
Nach einer angenehmen Nacht im Bambus- Baumhaus wurden wir nach dem Frühstück um 07.00 unserem Guide Sandy vorgestellt. Ein witziger Kerl, der unseren Tag unvergesslich werden ließ.
Das Abenteuer beginnt
Wir gingen zum Ufer des Flusses und bereits hier hatten wir unser erstes Highlight. Noch bevor wir unsere Einweisung für das Verhalten im Kanu erhielten konnten wir ein Panzernashorn Nashorn beim Baden beobachten. Uns stockte der Atem, als wir das große Tier sahen und bereits kurze Zeit später bemerkten wir die Krokodile, die sich in der Morgensonne räkelten.
In diesem Moment realisierte ich, was mich an diesem Tag erwarten würde und jetzt sollte ich auch noch mit Alex und 3 anderen Girls, in ein wackeliges Boot steigen, umgeben von unberechenbaren Tieren. Die ersten 15 Minuten im Boot machte keiner einen Mux und man spürte förmlich die Anspannung die sich mit riesiger Abenteuerlust und Spannung mischte. Sandy stattdessen war ganz entspannt und erzählte uns fröhlich über die Flora und Fauna im Nationalpark.
Nach einiger Zeit gewöhnten sich alle an den Fakt, dass wir uns in der „Wildnis“ befinden und die Stimmung wurde relaxter. Vorbei an vielen verschiedenen Vögeln, weiteren Krokodilen, Pfauen und Farmern, die ihrer Arbeit nach kamen, erreichten wir nach etwa einer Stunde ein Wasserloch. Hier verließen wir das Kanu und durften ein weiteres Mal die Nashörner beobachten. Diese gigantischen Tiere so nah zu sehen, war unglaublich toll und werden wir sicher nie vergessen.
Into the wild
Hier ging unser Abenteuer erst richtig los. Unser Guide erklärte uns die verschiedenen Verhaltensmuster, die wir anwenden sollten, wenn wir zum Beispiel auf einen Bären, einen Tiger, einen Elefanten oder ein Nashorn treffen sollten. In diesem Moment wusste ich nicht mehr, ob ich wirklich weiter wollte und ob ich diesen Tag „überleben“ würde. Natürlich waren Sandy und sein Begleiter, der die Gruppe schloss erfahrene und geprüfte Reiseleiter, aber gaben uns auch zu verstehen, dass wir es hier mit wilden Tieren zu tun hatten. Was uns sehr gefiel, die Einstellung der Guides zu ihrer Heimat und das Bewusstsein, dass das Wohl der Tiere immer im Vordergrund steht.
Der Spaziergang führte uns durch das hohe Gras in den Wald hinein. Hier beobachten wir ein Nashorn und weitere Vögel sowie interessante Käfer. Nach einer Weile stoppte unser Guide und zeigte uns in der ferne einen grauen schnell bewegenden Punkt. Er sagte zu uns: „Das ist Rinaldo!“ Wie wir zuvor gelernt hatten, war Rinaldo ein wilder Elefantenbulle der immer wieder von den Elefanten Damen im Retreat Center angelockt wurde und äußerst aggressiv auf Menschen reagiert. Ich war sehr froh, dass er sich auf der anderen Seite des Flusses befand, doch ein Blick durch das Fernglas zeigte mir, dass er sich unglaublich schnell bewegt und enorm riesig ist.
Die Elefanten von Chitwan
Wir gingen weiter und erkannten weitere Elefanten, die direkt auf uns zu steuerten. Zuerst vermutete ich, dass es sich um Touristen handeln muss, die Elefanten reiten, aber die schnell näher kommende Herde wurde nur von ein paar Menschen geleitet.
Unser Guide erklärte uns, dass es sich um Regierungselefanten handelt und hier in dieser Region zwar wegen der Anfrage der Touristen Elefantenreiten angeboten, aber nicht unterstützt wird. In Nepal werden Elefanten in „private owned“ und „goverment owned“ unterschieden. Die Elefanten im Privatbesitz werden für Elefantenreiten von Hotels und Touren benutzt. Die Pfleger dieser Elefanten können nicht verurteilt werden, sie leben von diesem „Geschäft“ und schlafen unter harten Bedingungen mit den Elefanten im Stall. Man kann nur die Touristen verurteilen, die diese Aktivitäten unterstützen. Einige Menschen sind sich nicht bewusst, wie es den Tieren dabei ergeht und daher besteht hier viel Aufklärungsbedarf.
Die Elefanten, auf die wir stießen, waren auf der Mission andere verletzte Tiere aufzuspüren und für den Schutz des Parks (zum Beispiel wegen der Gefahr von Wilderen) zu sorgen. Laut unserm Reiseleiter werden diese Tiere selten beritten (immer ohne Stuhl) und es sei leichter mit der Herde an andere Tiere ran zukommen und diese zu zählen oder medizinisch zu versorgen, als es mit einem lauten Jeep.
Tiger, Reh und Co.
Der Weg führte weiter immer in den Wald hinein und plötzlich stoppte Sandy und gab seinem Kollegen einen erschreckten Blick. Er flüsterte uns zu, dass es stark nach Katzenurin riechen würde. Plötzlich war diese Anspannung und toten Stille wieder da. Keiner bewegte sich und langsam schlichen wir weiter. Plötzlich gab es ein lautes Rascheln im Gebüsch und etwas orangefarbenes filzte nicht weit von uns vorbei ….. eine Gruppe Rehe. Hier waren wahrscheinlich alle froh, dass es tatsächlich „nur“ Rehe waren, wobei jeder insgeheim hoffte einen Tiger zu entdecken.
Etwas weiter sahen wir die Kratzspuren eines Tigers im Baum und ab da wusste ich: Ich möchte den König des Dschungels heute nicht sehen. Die tiefen Spuren im Baum ließen erraten um was für eine große Raubkatze es sich handeln muss.
Eine wohlverdiente Pause
Nach diesem Schreck ging es dann weiter bis zu unserem Rastpunkt. Hier genossen wir die Aussicht von einem Hochsitz und aßen unser Lunchpaket, welches wir vom Hostel Evergreen Eco Lodge bekommen haben. Es war herrlich, wir beobachteten Rehe und Wasserbüffel beim Grasen und genossen die Sounds des Dschungels. Einige von der Gruppe nutzten die Mittagspause für ein Nickerchen, doch mir saß das Adrenalin immer noch in den Knochen.
Nach einer ausgiebigen Pause führte uns der Walk raus aus dem Wald hinein ins Gebüsch, laut unserem Guide wurde von einer anderen Gruppe ein Tiger gesehen (er wurde während des Mittagessens informiert). Es war heiß doch die Affen in den Bäumen und die Nashörner, die wir in den Wasserlöchern beobachteten ließen dies schnell vergessen.
Unser Ausflug blieb spannend, denn wir sahen Fußabdrücke des Tigers und Stellen, an diesen er sein Revier markierte, doch am späten Nachmittag sahen wir neben vielen verschiedenen Vögeln nur noch Rehe und einen Mangusten.
Wir erreichten wieder den Fluss, wo wir am Morgen starteten.
Hier fielen mir wieder die Krokodile ein, die hier im Gebüsch irgendwo sein müssten. Unser Reiseleiter meinte zwar, zu dieser Tageszeit sind sie nicht auf dieser Seite, beruhigt hatte mich das allerdings nicht. Ein letztes Mal setzten wir mit dem Boot über, um wieder auf die andere Seite des Flusses zu gelangen. Da waren sie wieder, die Krokodile, die sich in der Sonne aalten und ein weiteres Mal wurde mir bewusst, welches Abenteuer ich an diesem Tag erlebt habe.
Auf dem Weg zurück zum Hostel kam uns noch ein riesiger Elefant auf der Straße entgegen, bevor wir uns auf eine kühle Dusche und leckeres Abendessen im Hostel freuten. Lange schliefen wir nicht mehr so gut wie in dieser Nacht. Am nächsten Tag wurden wir vom Zwitschern der Vögel geweckt und brachen auf nach Pokhara.
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