Was soll ich über Hong Kong sagen? Eine Stadt, die ich seit langer Zeit besuchen wollte. Um genau zu sein, ist Hong Kong die erste Großstadt, von der ich träumte. Als ich 13 Jahre alt war, las ich ein Buch, das in dieser Stadt handelte und seit jeher wollte ich in die sogenannte Perle des Orients.
Jetzt war es endlich soweit, aber das magische Feeling, welches ich erwartet hatte und die Begeisterung, die ich von mir kenne, wenn ich neue Orte erkunde, blieb erstmal aus. Warum? Ich kann es euch nicht sagen!
Ich weiß, was es bedeutet Großstädte und Weltmetropolen zu erkunden. Selbst habe ich 2 Jahre in Dubai und einige Zeit in Sydney gelebt und war zu Besuch in New York, Tokio, Berlin, Lima und Moskau, doch Hong Kong wollte mich vorerst nicht in den Bann ziehen.
Wahrscheinlich war der Kontrast zu Japan doch größer als gedacht oder habe ich zu viel erwartet? Ich bin sicher, dass ein wichtiger Faktor mein eigenes Wohlbefinden war, denn ich hatte mit einer Erkältung zu kämpfen. Zudem war das Preis-Leistungs-Verhältnis in unserem Hostel auch nicht das Beste.
Eine zweite Chance für Hong Kong
Doch es gab etwas, dass mich doch noch überzeugte, Hong Kong eine Chance zu geben. Es war der Tag, an dem wir planten, eine wichtige Touristenattraktion in Hong Kong zu besuchen, der Victoria Peak. Wir sind an der Central Station angekommen und gingen zwischen den kalt wirkenden Hochhäusern in Richtung Peak Tram Station. Wir wussten, dass wir wie überall in der Stadt mit vielen Besuchern rechnen mussten und hatten uns deshalb vorab erkundigt, wie weit es zu Fuß bis zum Aussichtspunkt ist.
Bei der Station angekommen wurde unsere Vermutung wahr. Ich kann nicht sagen, wie viele Meter die Warteschlange war, aber sie schien ohne Ende zu sein. Alex und ich trafen schnell eine Entscheidung. Mit einem letzten Blick auf Google Maps machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Peak. Laut der Anzeige von Google Maps sollte der Aufstieg 49 Minuten dauern. Wir waren uns einig, dass wir selbst mit Erkältung, Hitze und der extremen Steigung trotzdem schneller waren, als in der Warteschlange auf die Trambahn zu warten. Außerdem sind wir beide sowieso lieber zu Fuß unterwegs.
Und dann kam der Wow-Effekt.
Auf dem Weg zum Victoria Peak
Unser Spaziergang führte uns durch den Botanischen Garten zwischen die Hochhäuser. Von hier lässt sich bereits erkennen, was der spätere Ausblick bieten würde. Die Richtung für den Fußmarsch ist leicht zu finden. Nach dem Garten findet man schon die pinken Wegweiser die zum Peak leiten. Im Endeffekt immer den Berg rauf.
Irgendwann kommt dann die Fußgängerzone. Von hier geht es erst mal Steil hinauf, aber es ist ein sehr schöner Weg im Schatten der Bäume. Plötzlich ist man weit weg von dem Stadttrubel in mitten der Natur und nur die Wolkenkratzer die hin und wieder durch die Bäume spicken, lassen ahnen, dass man sich noch in der Stadt befindet. Auf unserer kleinen Wanderung haben wir sogar ein Wildschwein beobachten können.
Dann, endlich sind wir oben angekommen. Wir schwitzten und es war anstrengend, aber für den Ausblick auf fast 400 m Höhe hat es sich gelohnt. In dem Moment als wir uns in den großen Menschenmassen wiederfanden, wussten wir, dass es richtig war den Fußmarsch in Kauf zu nehmen. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet uns, dass wir auch nur 40 Minuten gebraucht haben und daher würden wir jedem Empfehlen diesen Weg zu wählen.
Wir wollen die Peak Tram aber nicht infrage stellen, bestimmt ist die knapp 130 Jahre alte Bahnfahrt ein lohnenswertes Erlebnis. Nicht umsonst wird die Peak Tram „The pride of Hong Kong“ (der Stolz Hong Kongs) genannt. Es heisst, dass man während der Fahrt das Gefühl hat, dass die Häuser umkippen. Das ist natürlich nur eine Illusion. Eine Studie im Jahr 2013 hat ergeben, dass diese Illusion durch die schiefe Körperlage (von 4°-27° Gefälle) entsteht.
Geschichte des Peaks
Der Victoria Peak oder auch Tai Ping Shan (chinesisch) bedeutet „Berg des großen Friedens“. Mit 552 m über dem Meeresspiegel ist Victoria Peak die höchste Erhebung auf der Hong Kong Island und diente im 19. Jahrhundert als Signalposten für ankommende Frachtschiffe.
Die kühlere Luft, die auf dieser Höhe herrschte, zog privilegierte Einheimische an, welche sich nach und nach auf dem Berg niederließen. Damals ließen sie sich noch mit Sänften nach oben tragen. Die exklusive Wohngegend wurde immer beliebter und im Mai 1881 erstellte der Schotte Alexander Findlay Smith einen Plan, um noch schneller und einfacher den Berg zu erreichen.
Die Bahnstrecke wurde im Jahr 1888 von Governor Sir William Des Voeux eröffnet und der Platz von damals für 52 Passagier wurden bis heute auf 120 Passagiere pro Fahrt erweitert. Diese und viele weitere Informationen bekommt man im Besucherzentrum, welches sich auf dem Peak in einer alten Bahn befindet.
Victoria Peak ist mehr als nur ein Aussichtspunkt
Wem die Bahnfahrt und der Ausblick als Highlight nicht genügt, kann zum Beispiel das Madam Tussauds Waxmuseum besuchen oder die Sky Terrasse. Im Peak Postamt gibt es die Möglichkeit Andenkenkarten mit einem besonderen Peak Stempel verschicken zu lassen. Es gibt natürlich noch eine ganze Menge mehr zu entdecken, hier kommt jeder auf seine Kosten: Shoppingliebhaber, Feinschmecker oder Genießer.
Uns hat die Aussicht gereicht, aber das nächste Mal werden wir sicher gegen späten Nachmittag kommen, um die Skyline mit Abendbeleuchtung zu genießen und wir werden uns mehr Zeit nehmen, auf dem Peak selbst etwas mehr zu wandern. Auf der Webseite des Peaks sind verschiedene Wanderrouten aufgelistet.
Übrigens es gibt auch einen Bus, der direkt zum Peak fährt. Linie Nummer 15 fährt täglich vom Pier 5 Central zum Peak (Kosten ca. 10HK$). Mehr Informationen zu den Bussen hier.
Der Tag war ein sehr gelungener und noch bei unserem Abstieg konnte ich meine Begeisterung über diesen herrlichen Blick und Spaziergang nicht zurückhalten. Dieser Tag half mir meine Meinung von Hongkong zu ändern und ich bin mir sicher irgendwann, werde ich wieder kommen, mit einem besseren Start.
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