Am Ende der dreitägigen Reise durch diese unglaubliche Stadt spürten wir, dass es Zeit ist, Tokio hinter sich zu lassen und an einem Ort Halt zu machen, an dem der Verkehr, große Menschenmassen und Explosionen von bunten Lichtern nicht mehr den Hauptteil der städtischen Landschaft ausmachen. Nach zwei Stunden von Zug zu Zug und nach der Erkenntnis, dass wir im falschen Zug saßen (wir dachten eigentlich, dass wir das Japanische Zugsystem verstanden hatten), kamen wir endlich im Hostel Village in Yokohama an.
Nur 10 Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt, konnten wir unsere Rucksäcke in einem sehr kleinen Zimmer mit Tatami-Betten abstellen und etwas durchatmen, in der Stadt, die sich im Vergleich zu Tokio plötzlich viel ruhiger anfühlte.
Yokohama bot uns eine Reihe neuer Erfahrungen, unter anderem die Möglichkeit, das größte Chinatown in Asien zu erkunden. Mit einer Geschichte, die vor 150 Jahren begann, beheimatet Yokohama Chinatown eine Bevölkerung von etwa 3.000 bis 4.000 Einwohnern, obwohl heutzutage nur noch wenige Chinesen hier leben. Große rote Laternen, bunte Schilder von Bars und Restaurants, Garküchen mit Dampfknödeln laden ein, die große Vielfalt chinesischer Delikatessen zu probieren.
Wir haben uns entschieden, unsere neue Erfahrung auf unsere traditionelle Weise zu beginnen, die unter dem Motto „Kaffee zuerst“ steht. Dieses Mal aber war Kaffee eher ein Grund, sich enttäuscht zu fühlen, bevor wir überhaupt eine echte Chance hatten zu verstehen, was der Ort zu bieten hatte. Wir fanden ein kleines und einfaches Café, dass einladender war als die großen Marken wie Starbucks oder Café Veloce (in Japan weit verbreitet). Also machten wir eine Pause und bestellten zwei Cappuccinos, für die wir den höchsten Preis bezahlen mussten, den wir je für einen Kaffee bezahlt hatten (ca. 5 Euro pro Person). Und so erfuhren wir, dass lokale Orte nicht unbedingt billigere Produkte anbieten als bekannte Marken und dass die Preise immer im Voraus überprüft werden sollten.
Wir setzten unseren Spaziergang durch Chinatown fort und suchten etwas zu essen, bevor wir zum Hostel zurückkehrten. Wir hatten vor, am nächsten Tag früh zu starten, um genügend Zeit für alles zu haben, das wir besuchen wollten.
Der neue Tag begrüßte uns mit schönem Wetter. Es war Wochenende und überall waren Touristen. Es war trotzdem eine nette Atmosphäre, ohne den Eindruck zu haben, dass es überfüllt war. Wir gingen zuerst zum Osanbashi Pier, einem spektakulär gestalteten Passagierschiffs-Terminal, wo wir unsere Mittagspause hatten und nach ankommenden Schiffen Ausschau hielten. Wir bemerkten sogar eine Liste mit den Kreuzfahrtschiffen, die in Yokohama hielten, von denen auch welche dabei waren, die zur Flotte von Costa Kreuzfahrten gehörten. Wir bemerkten, wie jede Begegnung mit dem Meer oder dem Ozean alte Erinnerungen wieder zum Leben erweckt.
Später machten wir einen Spaziergang durch den Yamashita Park und endeten in Minato Mirai, dem neuen Stadtzentrum von Yokohama und wahrscheinlich der touristischsten Gegend der Stadt. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind der Landmark Tower, das zweithöchste Gebäude und das vierthöchste Bauwerk Japans, und der 106 Meter hohe Marine Tower, der eine außergewöhnliche Aussicht bietet.
Wir beschlossen, in das Hostel zurückzukehren, bevor es draußen zu kalt wurde und auf dem Rückweg suchten wir nach einem Ort zum Essen. Ein kleines lokales Restaurant, das sauber und warm aussah, überzeugte uns, einen Blick auf die Speisekarte werfen. An diesem Abend wurde uns das köstliche japanische Gericht Udon vorgestellt, das uns so gut schmeckte, dass es uns überzeugte, sogar den zweiten Abend für eine weitere Portion im selben Restaurant zu verbringen. Beim zweiten Mal fühlte es sich noch besser an, weil die Angestellten uns bereits kannten und uns mit einem wärmeren Lächeln begrüßten. Zudem war der Preis mehr als gerecht, für einen große Portion bezahlten wir 4 Euro pro Person, was für japanische Verhältnisse spottbillig ist.
Am nächsten Tag machten wir einen Tagesausflug nach Kamakura, wo wir den Bambuswald und die riesige Buddha Statue sehen wollten. Das Wetter war wieder auf unserer Seite. Hier gibt es mehr zu entdecken, über unseren netten Tag in Kamakura.
Der 5. März war unser letzter Tag in Yokohama. Die Sonne war nicht mehr unser Freund und sendete regnerische Wolken. Also haben wir unseren Plan, den Sankei-en-Garten zu besuchen, abgesagt und den Zug nach Shin-Yokohama genommen, wo wir traditionellen Ramen im berühmten Ramen-Museum probieren wollten. Wenn man zumindest ein bisschen ein Nudelfan ist, empfehlen wir dringend, diesen Ort zu besuchen.
Ramen ist eine traditionelle japanische Nudelsuppe, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der japanischen Küche in den vergangenen Jahrhunderten spielt. Im Ramen Museum erfährt man mehr über die Geschichte und die Vielfalt dieses Gerichts. Außerdem gibt es viele verschiedene Ramen in den Restaurants im Museum zu probieren (die Eintrittskarte beinhaltet die Bitte, mindestens ein Gericht pro Person in einem der Restaurants zu kaufen). Die Atmosphäre des alten Japans wird durch das sorgfältig gestaltete Interieur gut beschrieben, was für uns das Ramen-Museum zu einem einzigartigen Erlebnis gemacht hat.
Am Nachmittag stärkten wir uns mit Kaffee im Café Veloce, und später mit einem Snack in Chinatown, bevor wir zum Hostel zurückkehrten, wo wir unsere Rucksäcke für den nächsten Tag packten.
Unser nächstes Ziel war Hadano in der Präfektur Kanagawa, wo ein altes japanisches Haus der Ort unseres ersten Workaway-Projekts sein würde.
Mehr Fotos von Yokohama? Hier entlang.